Olga Patricia Acosta Casallas
Schmuck ist ein Thema, das Patricia immer gefallen hat. Seit sie klein war, hat Gold sie fasziniert. Ihre Familie kommt aus Chinquinquira in der Region Boyaca. Ihr Vater beschäftigte sich mit Smaragd-Schmuck. Patricia ist Übersetzerin von Beruf und jahrelang arbeitete sie für große kolumbianische Unternehmen. Aufgrund ihres Interesses für das Präkolumbische, besuchte sie einen Lehrgang an der Handwerkschule Julio Mario Santodomingo in Kolumbien. In Mexiko besuchte sie 2005 einen Goldschmiedearbeit-Kurs an der Schule Dario Ibarra. In der kolumbianischen Schmuckwarenindustrie arbeitete sie dann ein Jahr lang. Sie hat viel über Endverarbeitung, Texturen und Design im Laufe der Jahre gelernt. Für sie ist diese Arbeit eine Leidenschaft. | ||
Tikunas Beginn
Patricia startete ihre Kunsthandwerkarbeit zusammen mit einer Gruppe Personen, die sich für das Präkolumbische interessierten. Sie sah in dieser Arbeit eine gute Möglichkeit das Thema „Kunst und Kultur“ durch die tausendjährige Technik des Verlorenen Wachses zu entwickeln, Kolumbien im Ausland zu zeigen und gleichzeitig ein Unternehmen zu gründen. Einige Zeit später lernte sie José Luis und Josefa kennen und startete mit ihnen die Arbeit in einem gemeinsamen Unternehmen. José Luis und Josefa kommen aus einer Goldschmiedearbeit-Tradition. José Luis Vater war Goldschmied und verfügte über Kenntnisse in präkolumbischer Kunst. |
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Tikunas Konzept und Design
Tikuna entwirft ihr eignes Design. Sie arbeiten mit präkolumbischen Repliken, zielen aber auf die Entwicklung eines exklusiven Designs, um sich von der Konkurrenz zu unterscheiden. Patricia Acosta ist für das Design zuständig, aber José Luis, Josefa und alle anderen bringen ebenfalls ihre eigenen Ideen ein. Auch die Kunden können am Design-Prozess teilnehmen. Tikuna stellt innovative Werkstücke her, was eine gute Konkurrenzfähigkeit im Markt ermöglicht, ohne ihre eigene Identität und den präkolumbischen Ansatz zu verlieren. Wenn Patricia ein bestimmtes Details eines präkolumbischen Werkstuckes mag, nimmt und modifiziert sie es. Sie bevorzugt große und auffällige Werkstücke. Tikuna mischt Texturen und Materialien (Halbedelsteine, Samen, etc.) und arbeitet mit einer Reihe von Metallen (Silber, Bronze, Kupfer, Gold, etc.) |
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Kunst und Artesania
Da die Design-Arbeit für sie eine Kunst ist und ihre Werkstücke handgearbeitet werden, betrachtet sie sich selbst als eine Mischung von Künstlerin, Kunsthandwerkerin und Designerin. Tikuna könnte auch industriell arbeiten, die Grundlage ihrer Arbeit ist jedoch die tausendjährige Technik der Vorfahren: Verlorene Wachs-Technik. Heutzutage wird diese Technik nicht sehr oft verwendet, weil sie eine sehr aufwändige Arbeit ist und viel Personal benötigt. Darüber hinaus ist die Arbeitskraft sehr teuer. Die Globalisierung und der Markt spielen dabei auch eine Rolle. Obwohl für Tikuna das Kommerzielle wichtig ist, ist die Herstellung von exklusiven Design-Werkstücken genauso wichtig, mit denen die Kunden sich identifizieren können. |
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Einflüsse
Die Ideen kommen aus den Markteinflüssen. Tikuna stellt Werkstücke aus verschiedenen Regionen der Welt her: von Mexiko, Peru, Costa Rica bis Ägypten. Patricia macht eine Mischung aus Allem. Sie nimmt Details aus jeder Kultur, aus jedem Land, das sie besucht. Bei jeder Reise besucht sie immer die Museen. Und manchmal stellt sie auch ihre Kollektionen in den Museen aus. Ihre Kollektion Frida Kahlo wird im Museum von Philadelphia (USA) ausgestellt. Es handelt sich dabei um eine Annäherung an Frida Kahlos Schmuckstücke: mehrheitlich große Stücke aus Jade. |
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Herstellung der Figuren
Hier werden die Figuren eine nach der anderen von Hand hergestellt. Dieser junge Mann bearbeitet gerade ein Poporo, die authentischste präkolumbische Figur aus Kolumbien und die repräsentativste der Quimbaya Kultur. Das Poporo war eine Flasche, die die Indigenen für das Mambeo (das Kauen von Koka und Kalk) verwendeten. Nur die Caciques, Häuptlinge oder Personen vom hohen hierarchischen Rang durften ein Poporo besitzen. Das Poporo erzählt Vieles über die präkolumbische Geschichte Kolumbiens. Für die Figuren wird meistens das Brass, eine importierte Art von Bronze verwendet. |
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Modellgießen
Für das Modellgießen wird Wachs verwendet. Diese Technik wird durchgeführt, wenn Figuren ohne Dekoration in Serie hergestellt werden. Das ist die sogenannte Casting-Prozedur. Tikuna verwendet dafür einen selbst gebauten Vulkanisierapparat. Die Vorgehensweise ist Folgendes: 1) Die Matrix-Figur wird von Hand gemacht, gegossen und geschleift. 2) Diese fertige Figur wird in die Modellform zusammen mit einer Kautschuk-Mischung hingelegt. 3) Die Modellform wird in den Vulkanisierapparat hineingegeben und bei einer bestimmten Temperatur ungefähr 1 oder 1 ˝ Stunde lang je nach Größe und Dicke gepresst. 4) Die Modellform wird rausgenommen und der Kautschuk wird aufgemacht bis das Figur-Modell abgeht. 5) Mit diesem Figur-Modell führt man das Gießen der Figuren durch. |
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Figurengießen
Die Figur (inkl. ihren zusammenhängenden Teil, der zum Bäumchen danach geschweißt wird) wird gegossen. Für dieses Verfahren wird ebenfalls Wachs verwendet. Da die Figuren von Hand gemacht werden und damit Veränderungen leicht durchgeführt werden können, führt Tikuna Veränderungen von bestimmten Designs auf Anfrage der Kunden durch. Es kann sich ergeben, dass nicht jede Figur perfekt gelingt. Folgende Probleme können auftreten: unerwünschte Gräte, Abdichtungen, fehlende Teile, etc. Immer gibt es einen Ausschuss. Das Material der misslungenen Figuren kann wieder verwendet werden, allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt, denn das Material verliert mit der Zeit seine chemischen Eigenschaften. |
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Gipsform
Wenn die Figuren geformt sind, wird daraus ein Wachsbäumchen gestaltet und auf einem Brett befestigt. Dann wird das Wachsbäumchen in ein Rohr hineingestellt. Die Leerstellen werden mit einem hitzebeständigen Gips ausgefüllt. Danach beginnt die Vakuum-Phase. |
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Vakuum
Das Rohr wird in das Vakuumiergerät hingestellt. Das Vakuumiergerät wird für die Eliminierung von Luftblassen verwendet. |
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verlorenes Wachs-Form
Die Technik des Verlorenen Wachses wird im Brennofen durchgeführt. Die Röhren werden in den Ofen hineingestellt, damit das Wachs bei einer Temperatur zwischen 700 und 800 Grad je nach Größe der Figur abbrennt und einen Negativabdruck im Gips hinterlässt. Der Ofen hat Kapazität für mehrere Röhren in verschieden Größen. |
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Brassgießen (Gießen der Bronze)
Brass wird durch Hitze geschmolzen. Wenn die erforderliche Temperatur erreicht wurde, kann der Brass mittels Zentrifugalkraft in das Gipsmodell eindringen. Ein Gleichgewicht der Temperatur des Materials (Brass) und der Temperatur der Röhre ist dafür erforderlich. |
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Reinigung und Schleifen
Die Reinigung der Figuren wird durch mit Steinen gefüllte Fässer durchgeführt. Tikuna verfügt für die Reinigung über eine Drehmaschine mit Kapazität für drei oder vier Fässer. Nachdem die Figuren gereinigt wurden, werden sie mit der Schleifmaschine geschliffen. Danach werden sie wieder in die Fässer hineingegeben und für eine zweite Reinigung 3 oder 4 Stunden lang dort gelassen. Danach werden die Steine gewechselt und die Figuren werden zum dritten Mal noch weitere 3 oder 4 Stunden gereinigt. Jetzt sind die Figuren fertig für die Vergoldung. |
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Vergoldung und Versilberung
Mittels Elektrolyse werden die Vergoldung und die Versilberung durchgeführt. Die Entfettung der Figur ist dafür eine Voraussetzung sonst besteht das Risiko, dass die Figur das Gold bzw. das Silber nicht richtig annehmen kann. Diese Prozedur dauert eine Minute. |
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Dekoration
Für die Dekoration der Figuren werden aus einer Mischung von Bienenwachs und Paraffin selbst gemachte Faden verwendet. Mittels eines Injektors werden die Faden in unterschiedlichen Kalibern hergestellt. Die Filigranarbeit ist eine Stärke der der Firma Tikuna. |
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